«Die Krienser Bevölkerung erhält einen Mehrwert»
Interview mit dem Gebietsmanager LuzernSüd kurz vor der Pensionierung
Seit 10 Jahren hält der Gebietsmanager Thomas Glatthard im Namen des Gemeindeverbandes LuzernPlus die Entwicklungsfäden für LuzernSüd in der Hand. Ende Februar 2021 geht der Gebietsmanager für LuzernSüd in Pension. Im Rückblick freut er sich, wie sich «sein» Gebiet entwickelt hat.
Sie sind Gebietsmanager für LuzernSüd. Was ist Ihre Beziehung zu diesem Ort?
«Ich lebe und arbeite seit 30 Jahren in Luzern und bin nun seit zehn Jahren Gebietsmanager LuzernSüd. In dieser Funktion bin ich regelmässig in Kriens und insbesondere im Gebiet Mattenhof. Als Raumplaner und Gebietsmanager muss man eine Region auch erleben und mit allen Akteuren in Kontakt sein. »
Wie muss man sich die Arbeit des Gebietsmanagers vorstellen?
«Vereinfacht gesagt ist es meine Aufgabe, alle Planungsakteure zu vernetzen und die verschiedenen Projekte so miteinander zu verknüpfen, dass sie sich in ein Konzept und eine Vision eines neuen Lebensraums einordnen.»
Sie starteten die Aufgabe 2011.
«Es war eigentlich damals schon vorbildlich viel vorgespurt. Der Kanton Luzern hatte das Gebiet vom Autobahnportal des Sonnenberg-Tunnels bis an den See in Horw als einen von drei Schwerpunkten für die Agglomerations-Entwicklung festgelegt. Die drei Gemeinden Kriens, Luzern und Horw hatten bereits ein Leitbild für die gemeinsame Entwicklung im Sinne einer ganzheitlichen Lösung. Das war die Geburtsstunde für das Gebietsmanagement LuzernSüd. Und es war in seinem gemeindeübergreifenden Ansatz eine Pionierleistung.»
Was war der Auftrag?
«Zum Schwerpunkt der kantonalen Entwicklung wurde die Region ja nicht zuletzt dank ihrer zentralen Lage und der optimalen Verkehrserschliessung. Demzufolge war es auch mein Auftrag, hier die Transformation des bisher nur sehr spärlich genutzten Potenzials dieses Gebietes zu einem multifunktionalen, urbanen Zentrum zu begleiten. Das Leitbild der drei Gemeinden formulierte klar, dass rund um die S-Bahn-Stationen eine gemischte Nutzung anzustreben sei. Die Kombination von Wohn- und Gewerbenutzung sollte für einen völlig neuen, belebten Ortsteil sorgen, im Mattenhof mit Zentrumsfunktion.»
Eigene Projekte gab es ja nicht. Wie kann das Gebietsmanagement da trotzdem steuernd wirken?
«Als ich meine Aufgabe antrat, waren mehrere Bauprojekte schon recht weit fortgeschritten: Mattenhof, Schweighof, Eichhof und Horw Mitte. Es war deshalb eine meiner ersten Aktivitäten, eine Gesamtvision für das gesamte Gebiet vom Eichhof über Nidfeld, Mattenhof, Schlund bis Horw See aufzugleisen. Vier zentrale Projekte starteten in dieser Zeit: Bahnhofplatz Mattenhof, Velowegverbindung Freigleis, Pilatus Arena, Bypass mit der Diskussion der Autobahnüberdachung. Insofern gab es da schon so eine Art eigene Projekte. Auch wenn es natürlich stimmt, dass private Grundeigentümer bzw. Bund, Kanton und Gemeinden für die Entwicklung ihrer Projekte zuständig waren.»
15 000 Personen sollen in LuzernSüd in den nächsten 20 bis 30 Jahren neu wohnen oder arbeiten. Ist das realistisch?
«Das war immer eine Plangrösse, die sich am Maximum orientiert; sie wird sicher nicht kurzfristig angestrebt und erreicht. Wichtig ist aber, dass das Konzept und die Vision besteht und verbindlich ist, wenn weitergebaut wird. Treiber sind die Wirtschaftsentwicklung sowie gesellschaftliche Entwicklungen. Die Politik hat die Instrumente, hier im Rahmen einer Gesamtentwicklung steuernd einzugreifen, wenn sie das für nötig erachtet.»
Verstehen Sie die Vorbehalte, es werde leerstehender Wohnraum gebaut?
«Klar verstehe ich diese Skepsis. Das ist verständlich. Bis jetzt aber fanden alle diese Wohnungen einen Markt, wenn auch zum Teil über mehrere Monate. Die Investoren werden auch aus eigenem Interesse das Tempo drosseln, wenn die Nachfrage sinkt.»
Die Verdichtung ist also gewollt?
«Das war ja das Ziel des Entwicklungsschwerpunktes an dieser Lage mit dem guten ÖV-Angebot. Alle Projekte werden durch den Beirat Städtebau LuzernSüd und die Fachgremien der Gemeinden beurteilt, die auch die Auswirkungen auf die anderen Projekte und auf das gesamte Quartier prüfen. Da gab es also keine Zufälle und schon gar keine Geschenke an irgendwen.»
Nun übergeben Sie die Aufgaben ihrem Nachfolger. Was ist ihr Lieblingsprojekt?
«Der Bahnhof und der Bahnhofplatz am Mattenhof! Wir haben das schon früh als grosses Potenzial ausgemacht. Und wenn ich heute sehe, wie aus der einstigen P+R-Anlage im Nirgendwo ein belebter städtischer Platz geworden ist, dann freut mich das. Weil der Platz eben auch sinnbildlich ist für die enorme Entwicklung, die das Gebiet hier durchmacht. Und für den Mehrwert, den Krienserinnen und Krienser dadurch erhalten.»
red