Von Kirgistan nach Kriens
Kriens LU – Mi., 10.02.2021 – Kath. Kirche, St. Gallus, 08.45h
Pater Johannes Kahn SJ aus Kirgistan weilt am 10. Februar in Kriens. Er wird an diesem Tag in einem Gottesdienst über das Leben in Zentralasien und die Projekte des Hilfswerks vor Ort berichten.
Das internationale katholische Hilfswerk «Kirche in Not (ACN)» lädt gerne Geistliche aus dem Ausland ein, damit sie als Experten berichten, wie die Hilfsgelder des Hilfswerks eingesetzt werden. Am 10. Februar, ab 8.45 Uhr, wird der Jesuit Johannes Kahn in der katholischen Kirche St. Gallus eine Messe lesen. Er ist ein Nachkomme deportierter Deutscher und berichtet über seinen Wirkungsort in Kirgistan. Das Hilfswerk unterstützt Projekte in Zentralasien mit jährlich rund 500?000 Franken. Pater Kahn wurde am 9. September 1965 in der Sowjetunion geboren, auf dem Gebiet des heutigen Kasachstan. Seine Familie war sehr religiös. In seinem Heimatdorf gab es damals keinen katholischen Priester, wie in so manchen Gebieten in der ehemaligen Sowjetunion, weshalb seine Grossmutter ihn und viele andere Kinder aus der Umgebung religiös erzog, was wegen Verboten nur im Geheimen geschehen konnte. Um regelmässig Sakramente empfangen zu können, zog die Familie Kahn 1978 innerhalb Kasachstans in ein anderes Gebiet, wo ein katholischer Priester wirkte. Unter ihm wurde Johannes Kahn Ministrant, lernte die Freude der Liturgie kennen und entschied sich zum Theologiestudium, das er nach einem zweijährigen Militärdienst in der Sowjet-Armee aufnehmen konnte.
Ordensleute teilen ihre Einkommen mit den Gläubigen
«Kirche in Not (ACN)» unterstützte die katholische Kirche in Kirgistan in den vergangenen Jahren mit mehreren Zehntausend Schweizer Franken. Die Kirche in diesem zentralasiatischen Land ist sehr arm und auf ausländische Zuwendungen angewiesen. Katholische Geistliche haben keinen Lohn, erhalten aber jährlich rund 1?200 US-Dollar für Mess-Stipendien. Das ist sehr wenig, doch noch dieses Wenige teilen viele Ordensleute mit noch ärmeren Gläubigen. Die grösste Religionsgemeinschaft bilden mit rund 75 Prozent Muslime. Weitere 20 Prozent sind Angehörige der russisch-orthodoxen Kirche. Katholiken gibt es in Kirgistan nur wenige Tausend und im Gegensatz zu Muslimen und Russisch-Orthodoxen geniessen sie keine Privilegien. Die Katholiken sind oft arm und leben über das ganze Land zerstreut. Dennoch besuchen die katholischen Priester ihre Gläubigen möglichst häufig, um mit ihnen über ihre Sorgen zu sprechen und zu beten. Dies ist eine nötige, aber beschwerliche Art der Seelsorge, in einem Land mit schlecht ausgebauten Strassen, wo im Winter das Thermometer auf -40 Grad sinkt.
Radikalisierung der Muslime in Kirgistan
Pater Johannes Kahn ist der Ansicht, dass Kirgistan bis 2001 das friedlichste muslimische Land war. Dies habe sich erst geändert, als die kirgisische Regierung dem US-Militär einen Stützpunkt zur Verfügung stellte. Pater Kahn meint: «Dies rief ausländische radikale Muslime auf den Plan, die nach Kirgistan strömten, um die dort lebenden Muslime aufzuwiegeln. Seit mehreren Jahren fliesst aus dem arabischen Raum Geld ins Land, um neue Moscheen zu erstellen. Als Folge davon findet eine schleichende Radikalisierung der Muslime statt.» Dennoch: 2010 hatte das Land nach dem Sturz des autoritären Präsidenten Kurmanbek Bakijew eine für Zentralasien beispiellose Phase der Demokratisierung erlebt. Die Vollmachten des Präsidenten waren zugunsten der Entwicklung hin zu einer parlamentarischen Republik nach westlichem Vorbild eingeschränkt worden. Es kam Ende 2020 zu einem gewaltsamen Machtwechsel. Bei vorgezogenen Präsidentenwahlen Anfang Januar ging der Oppositionelle Sadyr Schaparow als Gewinner hervor. Es muss sich weisen, ob seine Regierung den Weg der demokratischen politischen Kultur weiterverfolgen wird. Pater Johannes Kahn freut sich, Menschen in der Schweiz zu treffen. Mit dem Erscheinen in der Kirche St. Gallus kann man ihm Solidarität mit den Christen in Zentralasien zum Ausdruck bringen.
red